Kellinghusener Keramik könnte 2017 ins Rennen gehen
SPD beantragt Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis
Text und Bild: Gisela Tietje-Räther
Die farbenfrohen Fayence- und Keramikerzeugnisse aus der Störstadt könnten als Unesco-Kulturerbe neue Strahlkraft entwickeln.
Die Idee brachte die SPD-Fraktion im jüngsten Kultur- und Wirtschaftsausschuss auf.
Dort wurde der Antrag der Sozialdemokraten zur Stärkung des Identitätsmerkmals einhellig begrüßt: Zur Auswahl 2017 des immateriellen Unesco-Kulturerbes soll die Kellinghusener Keramik mit ins Rennen gehen.
„Wir bewerben uns bei der deutschen Unesco Kommission um die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis“, erklärt Reinhard Rübner im Rahmen eines Pressegesprächs.
Seit einigen Jahren habe die Organisation der Vereinten Nationen neben dem Schutz von Bauten auch die Bewahrung traditioneller Feste, Riten und handwerklicher Ausdrucksformen im Blick. „Für Letzteres steht die lebendige städtische Keramiktradition in idealer Weise“, so Rübner. Von einer erfolgreichen Bewerbung verspricht sich die SPD eine Stärkung des Keramikstandorts Kellinghusen inklusive des Erhalts des Fachmuseums in seiner aktuellen Form und Qualität. „Diesen Standpunkt haben wir schon immer vertreten“, unterstreicht Ute Burkhard. „In seiner herausgehobenen Form steht das Museum für die Keramikstadt mit ihrer mehr als 250-jährigen Keramiktradition, das muss auch so bleiben.“
Unter dem Unesco-Motto „Wissen.Können.Weitergeben“ gehe es außerdem um die Weiterentwicklung von althergebrachten Techniken und Inhalten, verweist Regina Nürnberg auf den SPD-Anstoß zum Beitritt in den „Verband deutscher Keramikstädte“. Auch dieser Zusammenschluss – mit der Stadt als Gründungsmitglied – habe die Pflege und Entwicklung des gemeinsamen kulturellen Erbes zum Ziel.
Die Kellinghusener Keramiktradition liefere ein hervorragendes Beispiel dafür, wie lokal ein altes Handwerk gewürdigt und aktiv betrieben werden könne, erklärt Burkhard. In kaum einem anderen Ort der Republik stehe die Fayencetradition so stark im Mittelpunkt des städtischen Lebens wie vor Ort. Die Stadt beherberge und finanziere ein einzigartiges Fayencemuseum und fördere gemeinsam mit dem Keramik Centrum Kellinghusen (KCK) den Erhalt und die Weitergabe handwerklicher Techniken und Ausdruckformen. „Das KCK stellt für Künstler ohne eigene Werkstatt, für Laien in Kursen der VHS sowie für Schüler der städtischen Schulen eine voll ausgestattete Werkstatt zur Verfügung“, streicht Nürnberg heraus. Zudem organisiere das KCK jährlich den weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Töpfermarkt, auf dem gesamte Bandbreite keramischer Handwerkskunst präsentiert werde. Finanzielle Vorteile entstünden aus der Aufnahme ins immaterielle Weltkulturerbe nicht, räumen die SPD-Vertreter ein. Sie biete aber die Möglichkeit nichtkommerzielle Aktivitäten wie etwa das Museum und das Keramik Centrum Kellinghusen mit dem Status und dem dafür geschaffenen Logo zu bewerben. „Außerdem kann sich die Stadt mit dem bekannten Schild des Unesco Kulturerbes schmücken, was touristisch für Sogwirkung sorgen dürfte“, stellt Rübner heraus. Die Bewerbung für die nächste Unesco-Vorschlagsrunde 2017 soll das Stadtmarketing übernehmen. Zwei kleine Gutachten, die beigelegt werden müssen, zahlt die Stadt.